The True Way: Poems by Ajahn Abhinando (Deutsch)

by Ajahn Abhinando | June 8, 2020

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Vier Schritte in der Wüste

für Chandra

Vier Schritte in der Wüste −
ein schräger Vogel, neuromantisch
tönend in der Nacht.

auf der anderen Schale liegt
im Gleichgewicht die Welt.
Sie fühlt genau wie’s steht
um unsere Wunden…

Vier Schritte in der Wüste −
es ist die Sehnsucht die wir wollen,
nicht die Bilder an der Wand
einer ausgemalten Zukunft.

Wäre ich ein Haus,
ich hätte keine Wände;
wäre ich ein Strauch,
nur meine Wurzeln hielten aus;
wäre ich ein Fluß,
auf meinem Grunde rollten die Steine
gegen jegliches Gesetz.

Vier Schritte in der Wüste −
ein Notturno auf der Suche
nach der verlorenen Richtung:
der wahre Weg
weicht ab.

Aus: Wolves, Dreams, Transformations, Aruno Publications, Harnham 2013
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Dieser Wind

Wir stehen wie zerbrochene Häuser
auf einer staubigen Ebene
Lass den Wind die Launen wie Blätter fegen

über deinen Hof durch die offenen Türen
und Fenster durch die Zimmer
mit den zurückgelassenen Möbelstücken

Seltsam: dieser Wind hat weder Jahreszeit
noch Temperatur
er kühlt oder wärmt je nachdem

was wir brauchen um unseren Schmerz
in Ruhe zu lassen

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Gewöhnliche Dinge

(Version auf ein Thema von Adam Zagajewski)

Gewöhnliche Dinge sind ebenso tief
wie unsere Albträume und Visionen,
sie verstecken ihre Einladung nicht.

Denk an den chinesischen Weisen
der sich für den Frieden entschied
nach einer langen Nacht prasselnden Regens
unter seinem Bambusdach.

Manchmal am Abend,
wenn Licht und Schatten
eifrig Geheimnisse mischen,

vergessen wir uns selbst
auf eine klare, sanfte Weise,
und es bleiben nur das Glück und die Trauer
und die Reinheit die man nicht sehen kann.

Aus: Wolves, Dreams, Transformations, Aruno Publications, 2013.
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Gute Reise

Du gehst auf eine Reise,
frage nicht wohin.
Links und rechts donnert die Brandung,
vor dir öffnet sich
ein unmarkiertes Feld.
Natürlich kannst du die Hand
vor Augen nicht sehen:
es ist sternlose Nacht.

Wir nahmen deine Geschenke
gerne entgegen. Dein Reiseengel,
ein taubstummer Vogel,
ist bereit.
Folge dem Geräusch seiner Flügel,
deine Spuren verwischen sich selbst.

Dein Vater ist unterwegs
in eine andere Richtung,
er hat seine Freunde,
er braucht dich nicht.
Deine Mutter folgt später,
in sicherem Abstand.

Deine Freunde träumen jetzt
von dir, lass sie schlafen.
Wir haben alles was du brauchst
für dich gepackt,
viel ist es nicht.

Und sorge dich nicht um deine Gedanken,
wir kennen sie schon,
sie stören uns nicht.

Du gehst auf eine Reise,
geh jetzt.
Die Dunkelheit
bietet dir Schutz.

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